ellog - Das E-Learning-Logbuch

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Donnerstag, 30. Oktober 2014

How To: Interviews zur Erfassung von E-Teaching Erfahrungen in sechs Schritten

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Erstellen einer Interviewserie
Weiterbildungsworkshops und Qualifizierungsangebote auf dem Gebiet des E-Teaching verlangen so wie alle Lehr-Lern-Szenarien nicht nur eine professionelle didaktische Aufarbeitung von Lerninhalten, sondern auch eine gute Zielgruppenorientierung. Um jedoch auf eine so heterogene Lerngruppe wie Dozenten einer Volluniversität eingehen zu können, empfiehlt sich die Erfassung von E-Teaching-Vorerfahrungen und –Kenntnissen. Dies kann sowohl in anonymisierter Form mittels Online-Umfrage oder auf persönlichere Art und Weise geschehen.
Ein Interview bietet hier verschiedene Vorteile und kann bei richtiger Durchführung besondere Einsichten für die Erstellung von universitätsspezifischen Qualifizierungsangeboten liefern. So erlaubt das Interview im Vergleich zur Online-Umfrage nicht nur eine aktive Bestimmung der Teilnehmerdiversität, sondern liefert durch seine Offenheit einerseits  detaillierte Eindrücke von tatsächlich bestehenden E-Teaching-Szenarien und erfasst zugleich Probleme, Ideen und Nutzungsstrategien, die bei der Konzeption von Umfragen nicht bedacht wurden. In Verbindung mit einem journalistischen Interview kann das Ganze zusätzlich der Bekanntmachung von E-Teaching Integrationsmöglichkeiten an der Uni dienen. Die folgenden sechs Schritte sollen daher den Weg zu einem solchen kombinierten Erfahrungsinterview darlegen, wie er im Rahmen der Interviewserie auf dem E-Teaching-Blog erfolgt ist.

Schritt 1: Festlegung der Zielstellung und -gruppe

Bei einer produktorientierten Aufgabe wie einer Interviewserie war es wichtig, vorher zu bestimmen, was das gewünschte Ergebnis sein soll. Dabei reichte es nicht nur festzuhalten, dass Dozenten der TU Dresden zu ihren E-Teaching Erfahrungen befragt werden sollen. Eine genaue Festlegung der angestrebten Anzahl fertiger Interviews (z.B. 6 bis 7), deren Umfang (ca. 2 bis 3 Word-Seiten) und Textform (transkribierte Interviewform oder Fließtext) war Grundvoraussetzung für die Interviewplanung bzw. die Schritte 2 und 3.

Schritt 2: Erstellung des Interview-Leitfadens

Zur weiteren Präzisierung der Zielvorstellung kam es bei der Erstellung des Interview-Leitfadens, also der Ausformulierung der an die Dozenten zu stellenden Fragen. Der Leitfaden wurde inhaltlich unterteilt, um den Gesprächen Systematik zu geben und die Interviewpartner möglichst natürlich zu den verschiedenen Aspekten ihrer E-Teaching-Erfahrung zu leiten. Zudem wurden auch einige im Vorfeld online recherchierbare persönliche Angaben zum Dozenten aufgenommen, die diesen innerhalb seines Fachgebietes für die Blogleser zu verorten und den Text zugänglicher zu machen sollten.

Die Fragen umfassten letztendlich die aktuelle E-Teaching-Situation des jeweiligen Dozenten, den Erfolg der Verfahren und die zukünftige Planung bzw. eine Reflexion der E-Teaching-Situation an der TU Dresden. Im Verlauf der Interviews zeigte sich deutlich, dass die Anordnung einiger Fragen nicht passend war, wodurch oft inhaltliche Sprünge entstanden oder Themen im natürlichen Redefluss vorweggenommen wurden, die erst später abgefragt werden sollten. Daher lässt sich schlussfolgern: Je besser die Konzeption des Fragebogens, umso flüssiger der Interviewverlauf. Der Leitfaden wurde daher nach einigen Interviews zugunsten der Blogtexte etwas überarbeitet.

Schritt 3: Terminfindung

Als der Interviewverlauf feststand, konnten Termine mit geeigneten Dozenten abgestimmt werden. Da E-Teaching in der Hochschullehre nach wie vor kein selbstverständlicher Bestandteil ist, war es von Vorteil, eine Liste mit Empfehlungen zu haben, welche Dozenten eine besondere Affinität zum Thema aufweisen und interessante Einblicke liefern können. Zwar sollten nicht nur „vorbildliche“ Dozenten befragt werden, aber auch einseitige Interviews mit unerfahrenen und ggf. gehemmten Dozenten vermieden werden, um die gewünschte Diversität zu erreichen und unterm Strich ein motivierendes Bild von E-Teaching zu vermitteln.

Schnell stellte sich heraus, dass die Herangehensweise an die Interviewanfragen etwas zu blauäugig verlief. Die Kontaktaufnahme erfolgte per E-Mail und betonte die Legitimität und Wichtigkeit des Interviews, sodass nicht der Eindruck einer Werbe-E-Mail entstand. Außerdem wurde die Anfrage möglichst persönlich verfasst, um Motivation zur Teilnahme zu wecken. Leider wurden die Erwartungen an schnelle und positive Rückmeldungen nicht erfüllt, da vermutlich Gründe wie Semesterferien, Prüfungszeit oder anderweitige Termine die Teilnahmemotivation gesenkt hatten. Nur rund die Hälfte aller angefragten Dozenten meldete sich zurück, wodurch sich das Vorhaben, gleich viele Männer und Frauen zu befragen, nicht mehr durchsetzen ließ.

Schritt 4: Durchführung der Interviews

Um den Druck zu senken, alle Antworten korrekt mitschreiben zu müssen, und ein möglichst originalgetreues Interview verfassen zu können, wurde eine Diktiergerät Handy-App verwendet, welche sich nach einigen Testläufen als sehr einfach und verlässlich erwies. In der Regel hatte keiner der Befragten mit der Aufzeichnung des Gespräches ein Problem, da sie die fertigen Interviewtexte später zum Gegenlesen geschickt bekamen. Zur Dauer der Interviews war vorher keine Aussage möglich, da aufgrund der offenen Fragen trotz gleichbleibenden Leitfadenumfangs Interviews von 17 bis 50 Minuten Länge stattfanden.

Ein wichtiger Bestandteil des fertigen Interviews war auch ein ansprechendes Foto des Interviewten, da dies abermals zur Personalisierung und Zugänglichkeit des Textes beiträgt. Hier war nicht nur eine gute Kamera und ein Auge für nicht kompromittierende Bildkompositionen und Lichtverhältnisse gefragt, sondern auch das Talent, zu einem natürlichen Lächeln zu motivieren.

Schritt 5: Transkription und Interviewtext

Abhängig von der Interviewzeiten umfasste eine vollständige Transkription zwei bis fünf Stunden Arbeit und ergab je einen Text von zwei bis fünf Word-Seiten Länge. Da diese in jedem Fall als journalistisches Endergebnis noch ungeeignet waren, musste im Nachhinein sowohl gekürzt als auch sprachlich korrigiert werden, ohne Inhalte zu verfälschen. Vor allem zu spezielle Fachtermini oder Projekte wurden zugunsten der Blogleser gekürzt oder vereinfacht. Im Verlauf der Interviewserie wurden zudem wiederkehrende und ähnliche Meinungen unter Dozenten zugunsten neuer Antworten und Perspektiven gekürzt, um Einseitigkeit möglichst zu vermeiden. Finale Korrekturen durch die Dozenten sicherten zwar das Einverständnis mit dem Endergebnis, enthielten aber oft abschwächende Formulierungsänderungen bei heiklen Fragen, die den Ton des Interviews mitunter leider von einem lockeren mündlichen in einen eher offiziellen schriftsprachlichen veränderten.

Schritt 6: Veröffentlichung

Im letzten Schritt wurde die Interviewserie wie geplant über mehrere Wochen hinweg schrittweise veröffentlich. Der Titel mit dem Bestandteil „Erfahrungen mit E-Teaching an der TU Dresden Serie - Teil X“ und das Layout blieben gleich, um Zusammengehörigkeit anzudeuten. Zur besseren Vernetzung des Artikels mit E-Teaching-Themen wurden schlussendlich noch passende Tags und Schlagwörter hinterlegt.



Letztlich lieferte die Interviewserie nicht nur einen unterhaltsamen Einblick in die Hochschullehre der TU Dresden, sondern auch wichtige Erkenntnisse zu Lage, Motivation und Hindernissen des Einsatzes von E-Teaching-Szenarien, die auch für Außenstehende interessant sein und bei der Konzipierung von Qualifizierungsangeboten berücksichtigt werden können.

Folgende Interviews haben wir geführt:

Teil 1: Prof. Dr. Eric Schoop, Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik, insb. Informationsmanagement

Teil 2: Prof. Dr. Thomas Kühn, Professur für Kultustudien Großbritanniens

Teil 3: Jens Hoffman, Professur Formgebende Fertigungsverfahren

Teil 4: Prof. Dr. Stefan Gumhold, Institut für Sofware- und Multimediatechnik

Teil 5: Prof. Dr. Ingo Röder und Philipp Schulze, Institut für Medizinische Informatik und Biometrie

Teil 6: Dr. Anne Lauber-Rönsberg, Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Medienrecht

Teil 7: Prof. Dr. Thomas Köhler, Professur für Bildungstechnologie, Direktor des Medienzentrums