Die Kurz-Interviews sind dem Projekt „Neue Lehr-Lernkulturen für digitalisierte Hochschulen“ entnommen. Projektlaufzeit: 01.09.2015 – 31.12.2016.
Fragen an Herrn Wollersheim:
Wie läuft das Peer-Assessment ab?
Im Rahmen des Peer-Assessments begutachten Studierende untereinander die Exposés ihrer Abschlussarbeiten auf Basis vorher gemeinsam festgelegter Kriterien in einem zweistufigen Verfahren (s. Abb.), an dessen Ende eine Vorschlagsbewertung von Studienleistungen durch Studierende vorliegt.
Welche Vorteile hat der Einsatz von Peer-Assessment aus Ihrer Sicht?
Indem wir die Begutachtungskriterien gemeinsam im Seminar aushandeln, wird der Bewertungsprozess transparent, die subjektiv erlebte Relevanz der Aufgabe kann erhöht und das Tempo sowie die Qualität des Feedbacks im Lernprozess erheblich verbessert werden. Dieses kann auch die Qualität des begutachteten Artefakts verbessern. Das kompetenzorientierte Feedback der Peers kann die intrinsische Motivation erheblich steigern. Wir lösen die Studierenden dabei aus der noch immer für geistes- und sozialwissenschaftliche Examina typischen Vereinzelung, erweitern ihren methodischen Blick, entwickeln das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und reflektieren diese Entwicklung gemeinsam mit ihnen.
Wie gut sind die studentischen Feedbacks?
Die Studierenden arbeiten sich in ihrer Rolle als Reviewer mit hohem Aufwand in die Thematik des Exposés ein, welches sie begutachten sollen. Für die Studierenden in ihrer Rolle als Autor bedeutet das einen zusätzlichen Nutzen: sie erhalten zwei detaillierte und elaborierte Feedbacks sehr zeitnah zur Einreichung ihrer Exposés. Durch die zwei Reviewschleifen verbessern die Studierenden im Laufe des Semesters darüber hinaus ihre Fähigkeit zur fachwissenschaftlichen Kommunikation, konstruktiver Kritik und kollegialer Zusammenarbeit in Wissenschaftsnetzwerken, die für den späteren beruflichen Alltag typisch sind.
Wie hoch ist Ihr Betreuungsaufwand?
Der Betreuungsaufwand für die Lehrenden ist hoch, aber ein Seminarleiter kann ein individuelles Feedback in dem Umfang, der Qualität und dem Zeitraum, wie es ein Peer-Assessment-Szenario ermöglicht, nicht leisten. Der organisatorische Aufwand kann durch eine geeignete E-Learning-Umgebung jedoch deutlich verringert werden. Dazu konnten wir 2016 gemeinsam mit Prof. Dr. Köhler und seinem Team des Medienzentrums der TU Dresden das Peer-Assessment-Tool PAssT! entwickeln.
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