ellog - Das E-Learning-Logbuch

Herzlich willkommen auf dem E-Learning-Logbuch der TU Dresden!

Wir informieren an dieser Stelle aktuell über E-Learning-Angebote und -Services insbesondere an der TU Dresden. Unser Angebot richtet sich vorrangig an die E-Learning-Akteure der TU Dresden, aber auch an alle E-Learning-Partner an Universitäten, Hochschulen sowie externen Einrichtungen, wie der Bildungsportal Sachsen GmbH.

Montag, 15. August 2016

Praxisbeispiel: Wie und warum nutzen Studierende onlinebasierte Anwendungen in ihrem Studium?

Innerhalb einer Masterarbeit am Institut für Kommunikationswissenschaft wurde in Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum eine Studierendenbefragung zur Nutzung von onlinebasierten Anwendungen im Studium an der TU Dresden durchgeführt. Insgesamt haben im Juni 2015 1242 Studierende an der Befragung teilgenommen. Dafür bedanken wir uns an dieser Stelle recht herzlich.

Ziel war es, das Nutzungsverhalten von Studierenden in Bezug auf Social Web- und E-Learning-Anwendungen sowie die Motive der Nutzung, wie z. B. Nützlichkeit, Spaß, Vorschrift oder Zusammenarbeit, zu untersuchen. Die wichstigsten Ergebnisse haben wir in einer Infografik zusammengefasst.
Infografik zur studiumsbezogenen Mediennutzung Studierender an der TU Dresden.
Grafik als Vollbild ansehen.

Wie auch in verschiedenen vorangegangenen Studien festgestellt, nutzen auch die Studierenden der TU Dresden vor allem Wikipedia (88%) und Content Sharing/Cloud-Dienste (77%). Weblogs – denen aus didaktischer Perspektive Potentiale zugesprochen werden – Microblogs sowie Social-Bookmarking-Dienste für die Studierenden innerhalb ihres Studiums haben hingegen eine geringe Bedeutung. Demnach nutzen lediglich jeweils 2% aller Befragten die genannten Anwendungen. In Zusammenhang mit der Analyse der Tätigkeiten bei der Nutzung von Social Web-Anwendungen bestätigten sich auch vorhandene Ergebnisse zur passiven Nutzung dieser durch die Studierenden. Die meisten Studierenden nutzen demnach die Anwendungen zur Informationsbeschaffung und zum Informationsaustausch, jedoch weniger zur Informationsgenerierung. Innerhalb der Nutzung von Online-Texteditoren sowie Gruppen in Sozialen Netzwerken wird ein Teil der Studierenden aktiv (jeweils 47%) und erstellt und bearbeitet Beiträge, liest und postet Kommentare. Allerdings stellen Online-Texteditoren und Gruppen in Sozialen Netzwerken geschützte Räume dar, die geschlossen bzw. nur über einen Link zugänglich sein können. Wenn demnach Studierende aktiv Informationen teilen bzw. generieren, tun sie das womöglich weniger für die Öffentlichkeit, sondern eher für eine geschlossene Gruppe, deren Mitglieder ihnen bekannt sind.

Hinsichtlich des Lernmanagementsystems OPAL konnte festgestellt werden, dass die meisten (89%) Studierenden der TU Dresden das System nutzen. Zusätzlich zeigte sich, dass die meisten (31%) der befragten Studierenden nicht auf OPAL im Studium verzichten können. Die Nutzung von OPAL ist für die meisten Studierenden eine Routinehandlung. Jedoch geschieht dies nicht auf freiwilliger Basis. Sie ist oftmals Voraussetzung, um sich bspw. Lehrmaterialien für Seminare oder Vorlesungen herunterzuladen. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit. Die OPAL-Nutzenden stimmen im Vergleich zu den Nutzenden der anderen Anwendungen häufiger dem Nutzungsgrund „Vorschrift“ zu. Dabei ist das Herunterladen von Lehrmaterialien die meistgenutzte Funktion, kollaborative Möglichkeiten wie z. B. die Wiki- oder Foren-Funktionen sind hingegen zum Großteil nicht bekannt oder werden nicht genutzt.

Obwohl die Bedeutung von Chat/Instant-Messaging-Diensten sowie von Sozialen Netzwerken gemessen an der Nutzung im Studium nicht so hoch ist, wie bspw. bei Wikipedia, weisen beide Anwendungen in Bezug auf den Großteil der Nutzungsmotive hohe Werte auf. Dies führt zunächst zu der Erkenntnis, dass sich beide Anwendungen in der Nutzung ähneln (Quan-Haase & Young, 2010, S. 358). Weiterhin wird ersichtlich, dass sie besonders genutzt werden, um zusammenzuarbeiten, den Kontakt zu Kommilitonen herzustellen sowie um sich über Studiumsangelegenheiten auszutauschen. Chat/Instant-Messaging-Dienste werden weiterhin genutzt, da die Nutzenden Spaß bei der Anwendung haben sowie die Nutzung als Routinehandlung empfinden, wie auch in den Untersuchungen von Flanaging (2004) und Premkumar et al. (2008) festgestellt wurde. Die Gründe für die hohe Zustimmung zu den Nutzungsmotiven sind daher nicht in der studiumsbezogenen, sondern in der freizeitbezogenen Nutzung zu suchen. Eine Trennung der Bereiche „Studium und Freizeit“ analog zur Trennung von „Beruf und Freizeit“ (Pscheida et al., 2013) scheint demnach bezogen auf die Lebenswelt von Studierenden nicht sinnvoll bzw. zielführend.

In Bezug auf das orts- und zeitunabhängige Zusammenarbeiten, was durch Social Web- und E-Learning Anwendungen möglich gemacht wird, kann festgestellt werden, dass dies von den befragten Studierenden nicht in Bezug auf OPAL wahrgenommen und genutzt wird, sondern in hochschulexternen Social Web-Anwendungen, wie Chat/Instant-Messaging-Diensten und Sozialen Netzwerken.

Was bedeuten die Ergebnisse dieser Arbeit für die Hochschule? Die untersuchten Anwendungen haben Potentiale, interaktives und kollaboratives Arbeiten zwischen den Studierenden zu fördern. Wie wir auch in unserem Beitrag zu neuen Lehr-/Lernkulturen geschrieben haben, wird das selbstgesteuerte Lernen und die Generierung von Wissen durch Lerngemeinschaften immer wichtiger. Dabei müssen sich sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden den veränderten Anforderungen stellen. Wenn innerhalb der Hochschule die Möglichkeiten von E-Learning-Anwendungen genutzt werden sollen, müssen Studierende daher aus der passiven in eine aktive Rolle geholt werden. Um die Nutzung von E-Learning-Anwendungen wie OPAL voranzutreiben, sollten Trainings- und Unterstützungsangebote für Studierende erstellt werden (Haug & Wedekind, 2009, S. 34f.; Nistor, 2013, S. 190). Neben der Motivation der Studierenden ist auch die Motivation der Lehrenden ausschlaggebend für die Nutzung von E-Learning-Anwendungen. Dahingehend sind Förderungen notwendig, um den Lehrenden Mehrwert und Qualitäten, aber auch didaktisch sinnvolle Szenarien mit E-Learning, vorzustellen (vgl. Seufert, 2008).

Literatur

Dahlstrom, E., Brooks, C. & Bichsel, J. (2014). The Current Ecosystem of Learning Management Systems in Higher Education: Student, Faculty, and IT Perspectives. Louisville: EDUCAUSE Center for Applied Research.

Ebner, M., Schiefner, M. & Nagler, W. (2008). Has the Net Generation arrived at the University?-oder Studierende von heute, Digital Natives. In S. Zauchner, P. Baumgartner, E. Blaschitz & A. Weissenbäck (Hrsg.), Offener Bildungsraum Hochschule. Freiheiten und Notwendigkeiten (S. 113–123). Münster u.a.: Waxmann. Zugriff am 15.10.2014.

Ebner, M., Schön, M. & Nagler, W. (2015). Was sagen die Studierenden zur E-Learning-Strategie derHochschule? Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 10 (2), 137–135.

Flanagin, A.J. (2005). IM Online: Instant Messaging Use Among College Students. Communication Research Reports, 22 (3), 175–187.

Haug, S., & Wedekind, J. (2009). „Adresse nicht gefunden “–Auf den digitalen Spuren der E-Teaching-Förderprojekte. In U. Dittler, J. Krameritsch, N. Nistor, C. Schwarz & A. Thillosen (Hrsg.), E-Learning: Eine Zwischenbilanz. Kritischer Rückblick Als Basis Eines Aufbruchs (S. 19–37). Münster: Waxmann.

Kleimann, B., Özkilic, M. & Göcks, M. (2008). Studieren im Web 2.0; Studienbezogene Web- und ELearning-Dienste (HISBUS Kurzinformation Nr. 21). Hannover: HIS.

Nistor, N. (2013). Etablierte Lernmanagementsysteme an der Hochschule: Welche Motivation ist dabei wünschenswert? In C. Bremer & D. Krömker (Hrsg.), E-Learning zwischen Vision und Alltag. Zum Stand der Dinge (S. 181–190). Münster: Waxmann.

Petschenka, A. & Engert, S. (2011). Einsatz von Lernplattformen in wissenschaftlichen Bibliotheken und Universitäten. Bibliotheken für die Zukunft–Zukunft für die Bibliotheken (vdb-Mitteilungen), 2011 (1), 19–23.

Premkumar, G., Ramamurthy, K. & Liu, H.-N. (2008). Internet messaging: An examination of the impact of attitudinal, normative, and control belief systems. Information & Management, 45 (7), 451–457.

Pscheida, D., Albrecht, S., Herbst, S., Minet, C., & Köhler, T. (2013). Nutzung von Social Media und onlinebasierten Anwendungen in der Wissenschaft. Science 2.0. Leibniz-Forschungsverbund.

Quan-Haase, A. & Young, A.L. (2010). Uses and Gratifications of Social Media: A Comparison of Facebook and Instant Messaging. Bulletin of Science, Technology & Society, 30 (5), 350–361.

Schiefner, M. (2007). Studierendenbarometer 2007. Untersuchung der E-Learning Infrastruktur der Studierenden an der Universität Zürich. Zürich: E-Learning Center, Universität Zürich.

Schulmeister, R. (2009). Kriterien didaktischer Qualität im E-Learning zur Sicherung der Akzeptanz und Nachhaltigkeit. In D. Euler (Hrsg.), E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren (S. 473–492). München: Oldenbourg.

Seufert, S. (2008). Innovationsorientiertes Bildungsmanagement: Hochschulentwicklung durch Sicherung der Nachhaltigkeit von eLearning. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Zawacki-Richter, O., Hohlfeld, G. & Müskens, W. (2014). Mediennutzung im Studium. Schriftenreihe zum Bildungs- und Wissenschaftsmanagement, 2014 (1).